Konfi-Arbeit

Beziehungsorientierte Brücken in der Konfirmanden- und Jugendarbeit
Die Arbeit mit Konfirmanden gründet sich hauptsächlich auf der Frage, wie die Konfirmandenarbeit in Jugendarbeit übergehen kann, ohne Jugendliche auf der Strecke zu verlieren. Obwohl während der Konfirmationszeit die meisten Evangelischen so intensiv Kontakt zur Kirche haben wie zu keinem anderen Zeitpunkt ihres Lebens, ist die „Akquise“ von 14-jährigen Jungen und Mädchen in der Breite schwierig.

Motivlagen
Die Jugendarbeit hat vor allem Interesse an der Konfirmationszeit, um mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Denn: In der Konfirmationszeit sind nahezu alle evangelischen 13- und 14-Jährigen „verfügbar“. Die Konfirmandenarbeit hat ein Interesse an der Jugendarbeit, nicht als Organisationsform, sondern an ihren kreativen Methoden und beziehungsorientierten Arbeitsweisen. Konfirmandenunterricht als katechetischer Frontalunterricht entspricht nicht mehr den aktuellen Methoden.
Die Methodik und der „Spaß“ der Jugendarbeit soll deshalb auch in der Konfirmandenarbeit Anklang finden und die Perspektive der Konfis in den Vordergrund zu stellen, damit in der Konfirmandenarbeit Spaß und Lernen Hand in Hand gehen.

Angebote

Brückenbauen – aus gutem Grund

Was geht dann in der Kooperation? Evangelische Jugendarbeit kann in Kooperationen mit der Konfirmandenarbeit den Konfis Lust und Geschmack auf mehr machen. Aber dieses Mehr muss außerhalb der Konfirmationszeit liegen, sonst gibt es keine Brücke, sondern nur eine gute, an der Jugendarbeit orientierte, Konfirmandenarbeit. Das Danach muss in den Blick genommen werden. Brückenbauerinnen und Brückenbauer brauchen den Blickwinkel für prozesshafte Konfirmanden- und Jugendarbeit: Sich in Kontakt bringen und Beziehungen anbahnen. Gemeinschaftserlebnisse in der Peergroup und Beziehungsgeschehen in ihrer „Bubble“ ermöglichen.Räume zur Begegnung mit unserem guten Gott öffnen und Jugendliche befähigen, wiederum Brücken zu bauen. Das ist prozesshafte Jugendarbeit an der Schnittstelle zwischen Konfirmanden- und Jugendarbeit. Hier wird es an einigen Beispielen verdeutlicht:

In Zeiten vielfältiger Angebote lassen sich etwa 90 Prozent der evangelischen Jugendlichen in Württemberg konfirmieren. Das sind potentielle „Nutzerinnen und Nutzer“ von Formaten in der Jugendarbeit. Die Konfirmationszeit ist eine Chance, mit diesen Jugendlichen in Kontakt zu kommen, Beziehungen anzubahnen, aufzubauen und ihnen durch verschiedene „Duftnoten“ die Attraktivität von evangelischer Jugendarbeit näherzubringen.

 

KonfiCamps als Brücken

Konfi-Camps gehören seit über 20 Jahren in der evangelischen Jugendarbeit in Württemberg zum Standard-Format und bilden so einen wichtigen Pfeiler, um eine Brücke in die Jugendarbeit zu bauen. Sie werden in nahezu allen Kirchenbezirken in Württemberg in vielfältigen Formen durchgeführt. Die Konfis erleben Jugendarbeit in ihrer Konfirmationszeit und können sich dazu verhalten. Die Mitte der Gemeinde liegt in der Kommunikation des Evangeliums. Auf Konfi-Camps erleben Jugendliche Gemeinde und eine jugendgemäße Form der Kommunikation des Evangeliums.

 

Milieuübergreifende Brücken

Die Tatsache, dass rund 90 Prozent der Jugendlichen an der Konfirmationszeit teilnehmen, führt dazu, dass die Konfirmationszeit als Gruppenangebot die größte Milieubreite in den kirchlichen Handlungsfeldern aufweist. Ehren- und Hauptamtliche in der evangelischen Jugendarbeit können Jugendlichen aus Milieus begegnen, mit denen sie sonst kaum Berührungspunkte haben. Das weitet den Horizont und kann helfen, eigene Formate auf ihre Diversität hin zu überprüfen.

 

Brücken zur Kontinuität aus der Arbeit mit Kindern hin zur Jugendarbeit

Zwischen dem Engagement in der Arbeit mit Kindern und der Jugendarbeit liegt die Konfirmationszeit. In dieser Perspektive ist sie eine Übergangsphase. Einige Jugendliche haben bereits Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern gesammelt wie beispielweise ein Engagement bei einer Kinderbibelwoche, Jungschar oder einem Kindermusical. Hieran gilt es konzeptionell anzuknüpfen, denn in der Konfirmationszeit müssen diese Kontakte neu gedeutet und gestaltet werden. Es ist notwendig, dass vor der Konfirmationszeit diese Brücke in den Blick genommen und konzeptionell überlegt wird, welche Brückenpfeiler notwendig sind, um mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben.

 

Brücken zu Leitungsaufgaben

Für Jugendliche hat die Ehrenamtsausbildung wie beispielsweise die Juleica oder Trainee-Ausbildung eine hohe Attraktivität. Mancherorts boomen diese Ausbildungen so, dass es danach schwer ist, für alle ein geeignetes Betätigungsfeld zu finden. Hierbei scheint es dringend notwendig, dass die Jugendarbeit auf die Bedürfnisse von Jugendlichen und den zukünftigen Leitungspersonen im Sinne der Partizipation eingeht und nicht nur an die „nichtbesetzen Positionen“ innerhalb der Jugendarbeit denkt. Jugendliche merken schnell, wenn sie als „Lückenfüller“ funktionalisiert werden. Gerade Freizeiten und Konfi-Camps bieten hierfür Erprobungsräume, die erworbenen Leitungskompetenzen auszuprobieren und zu reflektieren.

 

Passgenaue Anschlussformate als Brücken

Für einen Großteil der Jugendlichen gibt es auf dem Freizeitmarkt mehr Angebote als sie wahrnehmen können. Und diese verschiedenen Angebote werden den Jugendlichen auch optimal vermarktet. Die Angebote der Jugendarbeit stehen also in unmittelbarem Wettbewerb. Formate und Angebote der Jugendarbeit werden von den Jugendlichen dann angenommen, wenn sie passgenau sind, wenn sie sich mit den Interessen der Jugendlichen decken, weil sie sich dort als Person einbringen können und ihre Gaben und Fähigkeiten entfalten und reflektieren dürfen. Aber vorallem weil die Beziehung zu dem einzelnen Jugendlichen im Fokus steht. Wir haben einen liebenden Gott, der es liebt, wenn wir ihn lieben, uns selber lieben und einander lieben.

 

Personelle Beziehungsbrücken bauen

Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit. Ehren- und Hauptamtliche aus der Jugendarbeit bauen personelle Brücken schon während der Konfirmationszeit mit dem Ziel, dass Konfis eine von authentischen Beziehungen geprägte Konfirmationszeit erleben und ein positives Bild von Jugendarbeit, Kirche und Glauben gewinnen. Die Bilder von Christsein, Jugendarbeit und Gemeinde, die während der Konfirmationszeit entstehen, sind für die Jugendlichen prägend. Ob Jugendliche eine Beziehung aufbauen oder nicht, hängt wesentlich vom Engagement der Kirchengemeinde für die Jugendlichen ab. Dabei kommt es auf die Menschen und auf gute Formate an, die den Jugendlichen Spaß und Lust auf mehr machen. Die Jugendlichen stellen ganz einfache Fragen: Kommen meine Themen vor? Passe ich dazu? Kann ich mich einbringen? Zählt meine Meinung? Die Jugendarbeit sollte in dieser Phase Erprobungsräume eröffnen, damit Jugendliche herausfinden können, was zu ihnen passt. An diesen Eindrücken machen sie unter anderem fest, ob der christliche Glaube relevant wird und ob sie nach der Konfirmation einen Platz im Lebensraum Jugendarbeit finden und einnehmen möchten. Viele evangelische Jugendliche begegnen in ihrer Konfirmationszeit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Jugendarbeit – was eine Initialzündung für eigenes ehrenamtliches Engagement sein kann. Diese Chance für eine personale Brücke liegt darin, dass in der Jugendarbeit das Beziehungsgeschehen weiterwachsen kann, das während der Konfirmationszeit angebahnt wurde.


Es geht in unserer Jugendarbeit deshalb um dieses „Beziehungs-Mehr“.

Eine Jugendarbeit, die sich in der Ausbildung und Begleitung von Teamerinnen und Teamern der Konfirmandenarbeit erschöpft, erreicht zwar viele Jugendliche, steht aber nicht vor der Lösung, sondern vor einem Dilemma, denn Konfirmandenarbeit ist Arbeit mit jungen Menschen, aber nicht der Kern unserer Jugendarbeit.

Schwerpunktartikel UU_2019-2_Beziehungsorientierte Brücken Konfirmanden- und Jugendarbeit
von Bernd Wildermuth, ehem. Landesjugendpfarrer und Tobias Kenntner, ehem. Landesjugendreferent

Ansprechperson

Stefanie Strienz
Sekretariat und Service
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