Olympiapfarrer zu Gast beim SportForum 22
Man kann ihn kaum übersehen. Thomas Weber, den 2m-Mann aus dem westfälischen Gevelsberg. Der Pfarrer ist zu Gast beim SportForum der Evangelischen Sportbewegung (esb). Das Besondere: er ist für zwei unterschiedliche Gemeinden zuständig. Einmal im Alltag – für seine Ortsgemeinde. Und zwischendrin – für eine besondere „Gemeinde auf Zeit“: den Olympiamannschaften und dem Nationalteam der Hochschulsportlerinnen und -sportler, die an der Universiade, den Welthochschulspielen teilnehmen.
Erwartungsvoll sind Sportverantwortliche, Mitarbeitende und aktive Sportlerinnen und Sportler in die EJW-Landesstelle nach Stuttgart-Vaihingen gekommen. Alle verbindet die Leidenschaft für den Sport und die Motivation „das Sportler(er)leben mit dem christlichen Glauben zu verbinden“. Mit dem jährlichen esb-SportForum bietet die Evangelische Sportbewegung – als neues Dach für alle Sportangebote, -projekte und -initiativen im kirchlich-christlichen Kontext – allen engagierten und am Thema interessierten Menschen eine Plattform für Inspiration, Vernetzung und Multiplikation. In diesem Jahr stand zudem die esb-Vorstandswahl auf dem Programm.
Die Sportler sind Teil von Kirche
Thomas Weber lebt den Sport mit Haut und Haaren. „Groß geworden bin ich im CVJM. Da ist es selbstverständlich, dass wir im Dreiklang von Leib, Seele und Geist Jugendarbeit gestalten. Das hat mich geprägt – damals war es Indiaca und Fußball, heute noch spiele ich im CVJM Gevelsberg Tennis“, fasst der Theologe seine persönliche Sportgeschichte zusammen. Seit vielen Jahren ist er sowohl auf westfälischer Ebene, als auch in der EKD im Handlungsfeld von „Kirche und Sport“ in der Vorstandsarbeit der Arbeitskreise verantwortlich eingebunden. Im Interview mit Henrik Struve, dem EJW-Landesjugendreferenten der evangelischen Sportbewegung, macht Thomas Weber deutlich, was der Sport für Kirche bedeuten muss: „Innerhalb der Kirche zu sagen: Bewegung ist gut und wichtig. Und: im Sport dabei zu sein und zu begleiten.“
Gemeinde auf Zeit oder ein neuer Anfang?
Diese Rolle bespielt Thomas Weber seit 2006 in der Aufgabe des Olympiaseelsorgers der EKD. Gemeinsam mit einer katholischen Kollegin ist er Ansprechpartner – nicht nur für die Leistungssportlerinnen und -sportler – sondern ebenso für Betreuer, Funktionäre und Journalisten. „Es ist eine Gemeinde auf Zeit – mit ganz normalen Menschen, die Siege und Niederlagen, Höhen und Tiefen im Sport, wie auch im sonstigen Alltagsleben erleben“. Gerade bei Großereignissen wie Olympia kommt da viel zusammen, wo viele der Akteure „das offene Ohr“ der Theologen, das Impulsheft „Mittendrin“ oder Gottesdienstangebote als „Sorge für die eigene Seele“ nutzen. Für viele ein besonderer Berührungspunkt mit Kirche und für Thomas Weber eine gewisse missionarische Tätigkeit. Denn sein Angebot nutzen auch Menschen die nicht (mehr) in der Kirche sind.
Neue Brücken bauen
Diese wertvolle Erfahrung möchte Thomas Weber den Zuhörern für ihr Engagement auf Ortsebene, aber auch allen Verantwortlichen in der Kirche ans Herz legen. „Fragen wir nicht, was wichtiger ist: Kirche oder Sport. Sondern bringen wir beides zusammen. Denn gerade über diese Brücke machen Menschen eine wertvolle Erfahrung mit Kirche und Glauben – ganz Abseits von den festgelegten und oft unerreichbaren Zugangswegen.“ Dabei benennt er auch ein Beispiel, dass zentral zum Gemeindeleben gehört: die Konfirmation und einigen negativen Erfahrungen von jungen Leistungsportlern, die aufgrund der Terminkollision von Trainingszeiten und Konfirmandenunterricht sich an manchen Orten nicht konfirmieren lassen konnten. „Als Kirche müssen wir da was anbieten können“, resümiert der Pfarrer und ermutigt die große Sportwelt mit allen ihren Menschen neu in den Blick zu nehmen und Brücken zu bauen.
Evangelische Sportbewegung vernetzt
Dieses Anliegen konstruktiv zu begleiten und zu fördern ist Aufgabe der Evangelischen Sportbewegung. Die esb wurde im Rahmen von „100 Jahre Eichenkreuz-Sport“ im September 2021 als Netzwerk-Dach gegründet und lädt nun alle Gruppen, Organisationen und Personen unserer Landeskirche ein, Teil der esb zu werden, über den Sport mit Menschen in Beziehung zu kommen und sie ganzheitlich in Bewegung zu bringen. Beim esb-SportForum wurde nun der Vorstand für drei Jahre neu gewählt. Als Vorsitzender wurde Jakobus Hartmann im Amt bestätigt. Der 29jährige Pfarrer aus Niedernhall bei Künzelsau sagt dazu: „Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben, denn der Sport – als Spiegelbild für unser Leben – nimmt eine immer größere Rolle in der Gesellschaft ein. Als Kirche und Jugendarbeit müssen wir das Handlungsfeld Sport stärker in den Blick nehmen und dürfen es nicht brach liegen lassen, weil sich hier unglaubliche Begegnungspotentiale mit den Menschen bieten, wie sonst nirgends. Als Evangelische Sportbewegung setzen wir uns voll dafür ein und laden ein, Teil unseres Sport-Netzwerkes zu werden.“