"Dieses Wort ist mir zu glatt. Ich halte es nicht für geglückt. Es geht zu schnell vorbei an der Schuld der Deutschen gegenüber den Juden". Dies sagte Professor Siegfried Hermle am Samstagabend, 15. Oktober in der Stuttgarter Markuskirche anlässlich des Gedenkens an den 60. Jahrestag der Stuttgarter Schulderklärung. Erst 1950, so Hermle habe die Kirche in der Erklärung von Berlin-Weißensee die Schuld am Völkermord an den Juden bekannt.
Der Historiker Eberhard Jäckel erklärte, die Deutschen hätten viel gewusst von den Vorgängen im Dritten Reich und der Vernichtung der Juden. Dies bestätigte auch der württembergische Kirchenhistoriker Hermann Ehmer.
Jäckel sagte, er halte die Stuttgarter Erklärung "für mutig". Es sei zwar kein Optimum, aber immerhin ein Maximum. Mehr wäre damals nicht möglich gewesen: "Mehr konnte man den Menschen damals kurz nach Kriegsende nicht zumuten", so Jäckel.
In der von Johannes Weiß geleiteten Diskussion wurde deutlich, dass die Stuttgarter Schulderklärung zuerst als Beichtwort gegenüber Vertretern der internationalen Ökumene gedacht war. "Die Stuttgarter Schulderklärung", so Weiß, sei "genial, weil die Männer damals bei ihrer Abfassung nicht wussten, was sie einmal bewirken sollte". Die Breitenwirkung, die die Erklärung später gewonnen habe, sei nicht beabsichtigt gewesen. Laut Weiß sei die Erklärung der Beweis dafür, dass Kirche und Politik nie zu trennen seien, sondern immer zusammen zu sehen seien.
Hermle zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Evangelische Kirche in Deutschland EKD nicht früher reagiert habe. Er erwähnte aber auch, dass die Stellungnahmen der römisch-katholischen Kirche zur Kriegsschuld wesentlich vorsichtiger und zurückhaltender ausgefallen wären.
Klaus Rieth
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