08.09.2015 - Eberhard Fuhr (EJW)

Durchhaltevermögen gefragt

Foto/Copyright: Gärtnerei Geywitz, Illingen

Manfred Geywitz – Christrosengärtner aus Leidenschaft

Vom Jungscharleiter zum Marktführer als Christrosengärtner?

Von Rolf Lehmann stammt der Satz: „Wer eine Jungschar leiten kann, kann auch ein Ministerium führen.“ Was etwas flapsig klingt, hat er selbst bewiesen. Als Wirtschaftsbürgermeister von Stuttgart und später als Amtschef des Sozialministeriums. War Rolf Lehmann ein Einzelfall? Wir haben uns umgeschaut und stellen im Laufe des Sommers mehrere erfolgreiche Menschen vor, die ebenfalls von der evangelischen Jugendarbeit geprägt worden sind. Heute Manfred Geywitz, Inhaber einer Gärntnerei, die nur Christrosen anbaut. Eberhard Fuhr hat mit ihm gesprochen.

„Atemberaubend schön und zickig“, so beschreibt Manfred Geywitz die „Hoffnungsblume und Mutmachpflanze, deren natürliche Blütezeit zwischen Oktober und Februar liegt. Der Inhaber einer Gärtnerei in Illingen im Enzkreis, die sich vom Gemüseanbau über Topf- und Schnittblumen zu einem Spezialbetrieb entwickelt hat, muss es wissen. Vor 35 Jahren ist er in den elterlichen Betrieb eingestiegen und hat sich ganz seiner Passion, der Christrosenkultur gewidmet. Seit 10 Jahren werden nur noch Christrosen, diese „einzigartige Rose des Winters“ gepflanzt. Beim Rundgang durch die Gewächshäuser erzählt er die Geschichte des Familienbetriebs. „Die Christrosen begleiten uns schon seit 80 Jahren. Mein Großvater hat 1934 für 50 Reichsmark seine ersten Pflanzen in Berchtesgaden gekauft. Er wollte auch in der verkaufsarmen Jahreszeit für seine fünf Kinder genug zum Essen haben und fing deshalb diese Winterkultur an.“ Heute lebt die ganze Familie samt Mitarbeitern davon – ein spannendes Unternehmenskonzept, denn der Jahresumsatz wird im Dezember gemacht, wenn 25 Mitarbeiter Hunderttausende von Christrosen ernten. Die meisten davon finden über den Großhandel und die Großmärkte in Deutschland ihren Weg zum Kunden. Etwa 20 Prozent werden in andere europäische Länder wie die Schweiz, Österreich, Großbritannien, Niederlande und Belgien verkauft. Das ganze Jahr wird darauf hingearbeitet. Nie ist sicher, ob es ein gutes Jahr wird, denn der Erfolg hängt von vielen Faktoren, wie Licht, Wasser, Düngung und Kühlung oder Heizung ab. „Letztlich bleibt das Wetter so unkalkulierbar, dass es doch jedes Jahr zu einer neuen Herausforderung wird“. Auch der Erfolg von neuen Zuchtlinien sei ein spannender Prozess. So ist erst spät sichtbar, manchmal erst nach einigen Jahren, was eine „erhabene Schönheit“ oder eine „kühle Diva“ wird, oder aber auf dem Kompost landet. „Von rund 50.000 Sämlingen kristallisiert sich über die Jahre nur eine Starpflanze heraus“ sagt er vor dem Gewächsthaus, in dem „Emil“, die einzige Züchtung seines Großvaters wächst. Dabei sieht er Parallelen zur Evangelischen Jugendarbeit. Mit 16 Jahren hat der heute 60-Jährige angefangen, Jungschar  zu machen – „weil es bei uns damals sonst nichts gab“. Schnell sind aus dieser ersten CVJM-Arbeit dann acht Jungscharen gewachsen. „Manche Pflanzen sehen am Anfang kümmerlich aus und halten durch. Andere wachsen schnell, blühen auf, verblühen dann schnell wieder und haben keine Widerstandskraft“. In der kirchlichen Arbeit sei auch Durchhaltevermögen gefragt und nicht alles, was schnell aufblüht, trägt Früchte, so seine Erkenntnis. „Dabei bleiben und immer wieder neu anfangen“ – dies sei in seiner Gärtnerei und in der kirchlichen Arbeit notwendig.

Der Natur eine Lobby geben

Manfred Geywitz ist noch heute in seiner Heimatkirchengemeinde Illingen ehrenamtlich aktiv. Zuletzt hat sich der Vater von drei Kindern, die zwischen 14 und 23 Jahre alt sind, dort in der Konfi-Arbeit engagiert. Dabei stellte er fest, dass bei jungen Leuten „nichts mehr ohne Smartphone und Laptop geht“. Er wünscht sich, dass die Jugendarbeit der Natur wieder eine Lobby gibt. „Dieses Erlebnis ist das Einzige was einen Gegenpol zu der technisierten Welt schafft.“ Begeistert berichtet er, dass seine 23-Jährige Tochter erst vor kurzem einen „Hike ganz allein“ im Schwarzwald gemacht habe, ausgerüstet mit Plane und dem Notwendigsten, geschlafen unter freiem Himmel – ein beeindruckendes Erlebnis muss es gewesen sein.

„Ohne Vergebung geht es nicht“

Viele Jahre war Manfred Geywitz als Pantomime ehrenamtlich mit der Gruppe „Transparent“ unterwegs und hat in Kirchengemeinden, Jugendwerken, bei Großveranstaltungen,  Deutschland, England und den Vereinigten Staaten gespielt. Dabei hat auch Geld aus seinem Betrieb in die Theaterarbeit gesteckt. Zuletzt ist Geywitz mit einer kleinen Gruppe beim Kirchentag im Renitenztheater aufgetreten. Anfang der 80-er Jahre hatte er auch überlegt, Pantomine und Kleinkunst beruflich zu machen, aber es hat sich keine Tür aufgetan. Auch habe er eine Verpflichtung gespürt, das Erbe des Großvaters weiterzuführen. Trotzdem hat er sich mit seiner ganzen Persönlichkeit in die Theaterarbeit eingebracht. „Wenn man dann gemeinsam unterwegs ist, gibt es auch Konflikte. Diese bleiben nicht aus.“ Auch in der Jugendarbeit und in den Kirchengemeinden gebe es Streit und Verletzungen, dies sei ganz normal. Aber „Ohne Vergebung geht es nicht – das habe ich bei dieser Arbeit gelernt“. In der Wirtschaft gelte „Feind bleibt Feind“. Christen sei aufgetragen, „liebet einander.“ Durch das Gebot der Liebe könne Vergebung gelebt werden. Frieden schaffen und zu vergeben, dies sei unter Christen möglich und auch notwendig.

Authentisches Christsein leben

In der Jugendarbeit hat Geywitz hauptamtliche Mitarbeiter als Vorbilder erlebt, die ein authentisches Christsein vorgelebt haben. „Christus mit dem Herzen suchen – gegen alle Lebenslügen und lernen, vom Glauben zu reden“ – dies sei heute genauso wichtig wie in seiner aktiven Zeit in der Jugendarbeit. Die Vorbilder aus dem Evangelischen Jugendwerk haben ihn geprägt und das spürt man im Gespräch mit ihm ganz deutlich. Er ist dankbar, für das was gewachsen ist. „In unserem Betrieb gib es auch Segensspuren, die nicht zu übersehen sind“. Von seiner Dankbarkeit möchte er auch weitergeben. So können kirchliche Gruppen bei ihm Christrosen zu Sonderkonditionen kaufen und zur Unterstützung von Eine-Welt-Projekte beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt weiterverkaufen. „Christrosen sind aber etwas anspruchsvoll, atemberaubend und zickig. Wenn sich jemand darum kümmert und etwas draus macht, dann helfe ich gern.“


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Benjamin Hiller

Lehramtsreferendar

"Auch mit Gott und Jesus kann, darf und soll man Spaß haben und sich an seiner Schöpfung freuen. Ein Leben mit Jesus ist ein Riesengewinn, vor allem, wenn man viel Spaß dabei hat."

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