18.10.2011

In die Welt hinein

Bernhäuser Forst: Neubau ejw-Tagungszentrum eingeweiht. Rund 1000 Besucher beim ejw-Fest. Landesbischof Frank Otfried July predigt.

alle Bilder: Samuel Kümmel

Der Bernhäuser Forst als Tagungszentrum sei nun nicht nur wieder komplett, sondern zukunftsfähig, freute sich der Vorsitzende des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg (ejw), Harald Alber, bei der Begrüßung der rund 1000 Besucher beim ejw-Fest und der Einweihung des Neubaus. Der sanierte erste Gebäudekomplex war im November 2002 eingeweiht worden, nun folgte der zweite Abschnitt mit großem Saal, Küche, vier Tagungsräumen und Foyer. „Es war höchste Zeit für einen Neubau", sagte Alber, „eine Sanierung hätte sich nicht gelohnt". Der Kostenrahmen von 7.7 Millionen sei eingehalten worden. „Das Haus hat den Titel „ökologisch und ökonomisch" verdient, da sind wir stolz darauf."

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Zum ejw-Fest mit Einweihung des Neubaus waren rund 1000 Besucher gekommen - vom Jungscharleiter bis zu älteren Freunden und Unterstützern der evangelischen Jugendarbeit. Auf sie warteten nicht nur sieben Grußworte, sondern auch gute Musik der Nachwuchsband „For me and my sons", des Bläserteams des ejw und des Pop-Chors „Go(o)d News". Bei der Geistlichen Matinee am Morgen hatte der neue Landesjugendposaunenchor einen seiner ersten Auftritte. Das Team des Bernhäuser Forsts unter Leitung von Esther Bobinger, das für seinen Einsatz während der Bauphase viel Lob erhielt, bot sehr vielseitiges und kreatives Essen an.
Filmclip zur Einweihung   3 min (von Jan STeck und Florian Maier)

news/images/2011-10-ejw-fest-schluessel.jpgvon Jan S
vlnr. Architekt Michael Keller, Esther Bobinger, Marcus Witzke

Ein Datum für die Kirchengeschichte?    16. Oktober 2011
Oberkirchenrat Werner Baur erinnerte daran, dass der Einweihungstermin ganz optimistisch schon vor Baubeginn festgelegt wurde. Trotz aller Eile sei Gott sei Dank kein Unglück passiert. Baur nannte den Neubau „ein gelungenes Werk an einem die Filder überragenden Ort, eine Tagungsstätte der Landeskirche, die das Jugendwerk bereits erfolgreich betrieben hat und in einem guten Geist führt und führen wird".
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Für Staatssekretär Ingo Rust braucht es „eine ganze Menge Mut, in diesen Zeiten von Finanzkrise und leeren öffentlichen Kassen, von Kirchenaustritten und Desinteresse, von Säkularisierung der Gesellschaft und demographischem Wandel, einen solchen Bau anzugehen". Er habe selbst erlebt, „wie wichtig, wie wertvoll, wie lebensverändernd und wie sinnstiftend evangelische Jugendarbeit sein kann, wenn sie sich auf den bezieht, der die Basis dieser Arbeit ist, Jesus Christus". Vielleicht stehe ja eines Tages in einem Lehrbuch über württembergische Kirchengeschichte: 16. Oktober 2011, Einweihung Neubau ejw-Tagungszentrum Bernhäuser Forst, von dem für das Land und für den Rest der Welt mutige Zeichen ausgingen von Glaube, Liebe, Hoffnung.
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Im Bauch des Fisches
Das Dach des Neubaus erinnert an einen Fisch. Das inspirierte ejw-Geschäftsführer Marcus Witzke zum Blick auf passende Bibelstellen. „Jona erfuhr die entscheidende Veränderung im Bauch des Fisches, an einem ganz besonderen Ort. Wir brauchen solche dritten Orte neben Wohnung und Arbeitsplatz. Der Ort bildet das Umfeld, um die Bildungsleistung, den Glauben nochmals ganz neu für sich zu erfahren - weil man in Ruhe nachdenken kann, einen keiner stört."
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Dieter Lentz, Erster Bürgermeister in Filderstadt, gab einen kurzen Exkurs zu den historisch gewachsenen Gemarkungsgrenzen: „Wir sprechen von einem Tagungszentrum der Filder, wir sind aber im Schönbuch. Die Zufahrt ist von Stetten her, das Abwasser geht nach Plattenhardt."

Alexander Ludwig, Bürgermeister in Leinfelden-Echterdingen, zeigte sich „beeindruckt von der offenen Architektur dieses wunderschönen Hauses". Er sei überzeugt, dass sich solche Investitionen lohnen. Die Offenheit sei für ihn „ein klares Zeichen, dass man mit einer lebendigen Gemeinde in einer offenen Kirche tagen kann und auch andersherum." Das Gelächter der Zuhörer zeigte, dass sie die Anspielung auf zwei der vier Synodalgruppen verstanden hatten.

Architekt Michael Keller führte mit dem Neubau das Werk seines Vaters fort, er hatte 1967 den ursprünglichen Bau geplant. Inzwischen haben sich sehr viele Vorschriften und Vorgaben verändert. „Wir sind vom Brandschutz her so gut ausgestattet", sagte Keller, „dass selbst noch die letzte Maus im Keller das Haus unbeschadet verlassen kann."

„Hier ist gut aufgeforstet worden", lobte Dekan Rainer Kiess. „Die Ansprüche sind gestiegen. Was bei der Einweihung als fortschrittlich galt, das ist heute längst nicht mehr zumutbar." Mit rund 100 Mitarbeitern und 500 Kindern im jährlichen Waldheim sei der Kirchenbezirk Bernhausen ein kleiner Untermieter. „Das Waldheim ist für uns unverzichtbar."

Pfarrer Gottfried Heinzmann
, Leiter des ejw und früher einige Jahre "Waldheimpfarrer", erinnerte an die Ordnung des ejw. In ihr stehe: „Das Besondere der evangelischen Jugendarbeit besteht in ihrem Verkündigungsauftrag." Das bringe die Verpflichtung mit sich, junge Menschen darin zu ermutigen und zu befähigen, dass sie das Evangelium von Jesus Christus weitersagen.

Für schärferes Sehen
„Der Bernhäuser Forst soll wie alle Orte in unserer Landeskirche das Wort Gottes in die Mitte stellen", forderte Landesbischof Frank Otfried July in seiner Predigt. „Dafür brauchen wir erst einmal keine Strategiepläne, keine komplizierten Überlegungen. Wir sollten uns einholen lassen von dem, was uns das Wort Christi sagen will." Manchmal sei dieses Wort „nicht nur einfach eine Wohlfühlpackung", sondern „eine Herausforderung und ein Hindernis, das uns zuerst einmal zu denken gibt". Die Arbeit im Bernhäuser Forst solle dazu beitragen, dass dieses Wort „immer wieder von Generation zu Generation, von Milieu zu Milieu neu Wohnung nehmen kann". „Deshalb arbeitet das Jugendwerk daran, Schwellen zu beseitigen, damit der Weg nicht verstellt ist."

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Der Bernhäuser Forst, so July weiter, solle ein Ort sein, an dem das Christsein in der Gemeinschaft erfahren werde. „Dieser Ort entzieht uns nicht von der Welt, sondern er weist uns in diese Welt hinein. Doch manchmal ist es gut, im Zurücktreten von unserer alltäglichen Wirklichkeit diese Wirklichkeit neuer, genauer und schärfer zu sehen."
Predigt als Film anschauen

Eine Predigt für das Auge  - 139. PS
Das Opfer des Gottesdienstes kommt dem sechs Meter hohen Kunstwerk „139. Ps" zugute, das im kommenden Jahr vor dem 7,7 Millionen teuren Neubau aufgestellt wird. Der Tübinger Künstler Martin Burchard beschrieb seinen Entwurf als ein „Zeigwerk des Glaubens", eine „Predigt für das Auge" und einen „begehbaren Erlebnisraum zu Psalm 139".

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ganz links: Der Tübinger Künstler Martin Burchard
Die Form gleicht einem aufgestellten Fisch, dessen eine Hälfte aus Holz, die andere aus Stahl gestaltet ist. Der begehbare Sockel wird mit einem Psalmzitat versehen. „Die jungen Leute können sich dort mit dem Handy fotografieren lassen und das gleich verschicken", sagte Burchard. Eine Texttafel wird den Hintergrund des Kunstwerks erläutern. Burchard, bisher vor allem durch den Besinnungspfad „Weiterweg" im Schwäbischen Wald bekannt, wurde nach einer Ausschreibung aus mehreren Künstlern ausgewählt.
Beschreibung Kunstwerk als Film anschauen

Jungschar und Ministerium
Der Förderverein des ejw präsentierte bei der Einweihung ein neues Buch zu „Risiken und Nebenwirkungen evangelischer Jugendarbeit". Unter dem Titel „Einiges fiel auf gutes Land" versammelt es 80 Erlebnisberichte. Zu den Autoren zählen der frühere Landesbischof Theo Sorg, der ehemalige Ministerpräsident Lothar Späth und der Ministerialdirigent i.R. und frühere Stuttgarter Bürgermeister Rolf Lehmann. „Wer eine Jungschar wirklich und gut leiten kann", behauptet Lehmann im Buch, „kann auch ein Ministerium leiten."

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„Es sind Geschichten, die wir nicht verloren gehen lassen wollten", beschrieben Manfred Bletgen und Hermann Hörtling ihre Motivation als Herausgeber des Buches. Die Spanne der Erzählungen reicht weit. Siegfried Gärtner berichtet, wie er im Gefangenenlager in die Jugendarbeit schlitterte und zum Gründer zweier Posaunenchöre wurde. Als Anneliese Bausch beim DDR-Grenzübertritt die Frage „Haben Sie Waffen und Munition bei sich?" mit der Gegenfrage „Ist das jetzt Vorschrift bei euch?" beantwortete, war der Grenzer so verdutzt, dass er sie sofort passieren ließ.
Keine Waffen, sondern die Lieder Eberhard Laues schmuggelte das ejw vom Osten in den Westen. Die Schallplatte des Künstlers, der in seiner Heimat DDR nicht auftreten durfte, erschien zu dessen Schutz unter dem Pseudonym „Hardy Eberle". Laue war aus Gotha in den Bernhäuser Forst gekommen, um dort mit den begeisterten Besuchern seine Klassiker wie „Gott ist immer noch Gott" zu singen.

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Eberhard Laue in Aktion Größeres Bild hier klicken  (4 MB) 
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Wie in den wilden 1968ern ein „Mehrheitsantrag zur Abschaffung des Tischgebets" ausging, warum Konrad Eißler Pfarrer wurde und wie Theo Sorg die CVJM-Weltbundtagung in Japan erlebte - alles das erzählt das Buch, das laut Bletgen wider Erwarten zugleich „eine Kirchengeschichte, ein theologisches und ein politisches Buch" wurde. „Wir haben noch Material für ein zweites Buch", versicherte Hörtling, der Vorsitzende des ejw-Fördervereins. 50 weitere Erzählungen, die auf den 272 Seiten keinen Platz fanden, warten noch auf ihren Schutz gegen das Vergessen.

Manfred Bletgen, Hermann Hörtling (Hg.), Einiges fiel auf gutes Land.
buch + musik, Stuttgart 2011  12,95 Euro.
Direkt zum Buch im neuen buch+musik-Webshop

Presseartikel
Ein durch Gottes Geist geprägtes Haus (Filderzeitung)

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Thai An Vu

Informatikerin

"Zuerst habe ich gedacht, ich bin ja schon selber Migrantin und in Migrantengemeinden aktiv. Doch in Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen und in anderen Ländern habe ich einen neuen Schatz entdeckt. Es macht Spaß Erfahrungen zu teilen."

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