23.08.2017 - Katharina Merklein

Olympisches Feuer im Waldheim

Foto: Katharina Merklein (EJW)

‚Ferien von der Flucht‘ mit dem Ferienwaldheim Bernhäuser Forst

Einlauf ins Stadion. Die jungen Golfspielerinnen machen den Anfang und lassen im Chor ihren Schlachtruf ertönen. Die Radfahrer folgen in voller Montur und mit bester Laune. Dann nehmen die Handballer und Ruderer samt ihrem Boot jubelnd die Herausforderung an. Auch sie haben natürlich wie alle anderen einen selbst erdachten Schlachtruf. Als die Reiter kommen geht ein Raunen durch die Jury. Sie haben ein echtes Pferd zum Einzug mitgebracht. Die Stimmung ist gut. Gespannt und friedlich. Auch die „Protestgruppe“, stürmt nur kurz über den Platz. Und schließlich ist der große Moment da. Das olympische Feuer wird mit feierlicher Musik von zwei griechischen Priesterinnen entzündet. An diesem Mittag findet im Waldheim im Bernhäuser Forst die Olympiade statt. Die Kinder treten in ihren Kleingruppen in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Saras Gruppe übt sich, als ich vorbeikomme, gerade im Weitsprung und Sara lacht, denn sie mag Sport. Als Nadine sie im Sommer 2016 kennenlernt, ist Sara* sieben Jahre alt und gerade neu in Deutschland angekommen. Zusammen mit ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern ist sie aus Afrika geflohen – andere Geschwisterkinder sind noch dort. Es sind Ferien in Baden-Württemberg, und obwohl sie noch fast nichts versteht, nimmt Sara gleich mutig am Ferienwaldheim teil. Dort fasst sie zu ihrer Betreuerin Nadine schnell Vertrauen.

2016: Das erste Jahr mit Flüchtlingskindern

Trotzdem gab es im ersten Jahr auch immer wieder Schwierigkeiten, berichtet Nadine. Sie ist 23 Jahre alt, Business Analyst, und arbeitet schon zum sechsten Mal ehrenamtlich und voller Leidenschaft als Betreuerin mit. Die Arbeit mit Kindern von Geflüchteten war für sie wie für viele andere Mitarbeiter neu, auch wenn ihnen ein Workshop dabei half sich mit den Themen vertraut zu machen. „Dass Sara am Anfang kaum Deutsch konnte, hat die Verständigung schon schwer gemacht“, erzählt sie. „Es war nicht leicht zu vermitteln, was die Gruppe jetzt tut, oder was sie machen darf oder auch nicht. Auch Streit zwischen den Kindern war schwieriger zu klären“. Aber obwohl einiges schwierig war, ist zwischen den beiden eine vertrauensvolle Beziehung entstanden. Und als sie Sara in diesem Jahr wieder unter den Kindern entdecken konnte, freute sich Nadine sehr das Mädchen wiederzusehen.

Ein Jahr später

„Sara steht jetzt jeden Morgen am Büro zum guten Morgen sagen“, erzählt sie und lächelt dabei. „Sie hat sich seit der letzten Begegnung unglaublich entwickelt. Ich merke, sie ist gerne hier. Sie erzählt mir von ihrer Heimat und ist viel ruhiger und ausgeglichener als im letzten Jahr.“ Das Mädchen scheint ein Stück weit angekommen zu sein.  Nicht nur sprachlich, aber auch dadurch. „Jetzt schwäbelt sie sogar schon“, sagt Julia Häberle, die mit Jana Schumacher zusammen den zweiten Waldheimabschnitt leitet. Mir fällt auf, wie gut die 46 ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Waldheim die einzelnen Kinder im Blick haben – und das, obwohl sie immerhin 198 Kinder von 6 bis 12 Jahren in diesem zweiten Abschnitt betreuen. Auch Nadine bestätigt, dass ihr immer wieder auffällt wie liebevoll die Mitarbeiter mit den Kindern umgehen. Ich finde, das gilt auch für sie selbst: Als ich mit Nadine zu Saras Kleingruppe gehe, läuft ihr das Mädchen kaum, dass sie sie entdeckt hat, entgegen und springt ihr in die Arme. Frisch umarmt kann es dann munter weitergehen zur nächsten Disziplin. Solange das Feuer brennt, sind die Spiele im Gang.

Olympisches Feuer für friedliches Beisammensein

Beim Schreiben des Artikels recherchiere ich nach der Bedeutung dieses Feuers und lese bei Wikipedia, dass das Olympische Feuer seit der Antike als Zeichen des Friedens gilt. Während es brennt, so der Gedanke, sollen jegliche Auseinandersetzungen zwischen den Völkern ruhen, damit Athleten wie auch Zuschauer an den Spielen teilnehmen können. Und ich denke: zumindest im Ferienwaldheim Bernhäuser Forst hält das Feuer für Sara und die anderen zwölf Flüchtlingskinder, was es verspricht. Hier kann das Spielen für sie beginnen.

*Hinweis: Der Name des Kindes wurde geändert.

Zum Hintergrund:
Das Ferienwaldheim Bernhäuser Forst wird gefördert durch den Projektfond „Ferien von der Flucht“. Dieser wurde von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zur Förderung der Integration eingerichtet und wird vom Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (EJW) betreut. Über dreißig Projekte wurden bislang darüber gefördert. Die Laufzeit geht noch bis 2019.

Weitere Informationen:




 



 


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FSJ/BFD lohnt sich!

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Deborah Luedecke ( EJW Bernhausen (17/18))

Studium Religions- und Gemeindepädagogik mit Sozialer Arbeit an der EH Ludwigsburg

"Mein FSJ hat mir ein Jahr Auszeit vom schulischen und gleichzeitig ein Jahr Orientierung für mein Berufsleben gegeben. Ich habe viel über das organisieren von Projekten gelernt, konnte mich ausprobieren, neue Freundschaften sind entstanden und ich würde auch Mal behaupten, ich bin ein Stück reifer und erwachsener geworden."

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