Am 20. Juni 2017 ist der Architekt und Professor Eberhard Weinbrenner im Alter von 91 Jahren gestorben.
Eberhard Weinbrenner hat gebaut, nicht nur in der Region seiner Heimatstadt Nürtingen, sondern weit darüber hinaus: repräsentative kommunale Gebäude, Kirchen, Gemeindehäuser, Geschäftshäuser aber auch das Bergheim Unterjoch und den Silserhof im Oberengadin/Schweiz.
Das Bergheim Unterjoch im Oberallgäu, im Jahr 1950 war er noch Architekturstudent, dürfte wohl sein erstes Bauprojekt gewesen sein. Ende April 1949 hatte sich unter maßgeblicher Beteiligung von Eberhard Weinbrenner das „Unterjoch-Komitee“, eine Initiative junger Leute mit dem Ziel gegründet, in Unterjoch ein Freizeitheim zu bauen. Die Landesleitung des Evangelischen Jungmännerwerkes in Württemberg war von dieser Idee, etwa vier Jahre nach dem katastrophalen Krieg, zunächst überhaupt nicht begeistert. Die Initiativegruppe schaffte jedoch Fakten: Mit einer ersten landesweiten Geldammlung konnte das Grundstück erworben werden. So kurz nach der Währungsreform eine erstaunliche Leistung. Die Erweiterung des Bergheims 1976 und auch die folgenden An- und Umbauten wurden durch sein Architekturbüro geplant und realisiert.
Eine besondere Beziehung verband Eberhard Weinbrenner mit dem Silserhof: Nach dem der Silserhof in Sils-Maria (Oberengadin / Schweiz) im Jahr 1973 von der Evang. Landeskirche in Württemberg gekauft worden war, plante Eberhard Weinbrenner den Neubau des Hauses. Der erste Entwurf scheiterte „als zu modern“ an den Genehmigungsbehörden der Gemeinde Sils-Maria – möglicherweise auch nur ein Vorwand, um das Bauvorhaben überhaupt zu verhindern. Wie er später äußerte hat es ihn großes Überwindung gekostet, entgegen seinen sonstigen gestalterischen Prinzipen, im zweiten Planungsanlauf einerseits einen modernen Bau zu entwerfen, der andererseits allerdings typische Merkmale der traditionellen Engadiner Bauweise (Fensterfluchten, Sgraffito-Technik, Rundbogentüren), ohne historisierend zu wirken, aufnimmt. Geduld, Überzeugungskraft, Einfühlungsvermögen und Sturheit musste Eberhard Weinbrenner aufbringen, um die Verantwortlichen der Gemeinde Sils-Maria schließlich zu überzeugen. Der neue Silserhof war in der Region der erste Neubau im „Engadinerstil“ und entwickelte in der Folgezeit eine stilbildende Wirkung.
Auch das Sport- und Freizeitheim Kapf wurde durch die Architekten Werkgemeinschaft, der Eberhard Weinbrenner angehörte, gebaut und geplant. Obwohl er längst zu den Spitzenarchitekten mit einem bundesweiten Betätigungsfeld zählte, beeinflusste er weiterhin in verschiedenen Funktionen die Baumaßnahen des EJW. Beim Silserhof und dem Bergheim Unterjoch begleitete er bis ins Detail kritisch auch die kleinen Umbaumaßnahmen.
1955 schreibt Eberhard Weinbrenner zur Entstehungsgeschichte des Bergheims Unterjoch:
„Die Jungen und Mädel, die damals an diese Aufgabe herangingen, haben sich dieses Haus von ihrem Herrn erbeten. Man kann über dieses Thema sehr fromme Weisheiten vom Stapel lassen. Wir waren uns sicher, dass das Reden nicht allzu viel nützt, wenn es Theorie bleibt. Vielleicht würde manches in der Welt anders stehen, wenn wir den Mut hätten, an alles mit der gleichen Gewissheit der Erhörung heranzugehen, wie es damals in diesem kleinen Kreis geschah. Irgendwie wussten wir, dass wir auf dem richtigen Kurs lagen.“
Danke Eberhard Weinbrenner.
Die Trauerfeier findet am Freitag, 30. Juni 2017, 13:00 Uhr in der Versöhnungskirche, Breiter Weg 26, in Nürtingen statt.
Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg (EJW) koordiniert, fördert und gestaltet die evangelische Jugendarbeit in Württemberg. Unser Ziel ist es, junge Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen, ihren Glauben im Alltag zu stärken und sie bei ihrem Engagement für Jugendarbeit und Gesellschaft zu unterstützen. Kurz gesagt: begegnen, begleiten und befähigen. Deshalb unterstützen wir Kinder, Konfirmanden, Jugendliche, Familien und (junge) Erwachsene über unsere sinnstiftenden Arbeitsbereiche, Veranstaltungen, Bildungsangebote und Reisen. Zudem bringen wir die einzelnen Jugendwerke vor Ort sowie in den Bezirken voran. Als größter konfessioneller Jugendverband in Baden-Württemberg bieten wir jährlich circa 306.000 jungen Menschen regelmäßige und circa 462.000 einmalige Angebote. Wir arbeiten selbstständig im Auftrag der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und mit einem großen Netzwerk an Partnern. Mehr über uns erfahren Sie unter www.ejwue.de/ueber-uns/wer-wir-sind/