"Auf andere zugehen und dadurch offener werden"
Freundlich ist der Empfang nicht gerade, der dem neuen Prälaten in Stuttgart bereitet wurde: Ulrich Mack niest allergisch in Servietten und von den Stühlen in seinem Arbeitszimmer kehrt er Glassplitter. Wenigstens hat er seinen Terminkalender wieder zurück, darüber ist er froh.
Seit gut einer Woche ist der ehemalige Dekan aus Freudenstadt als Nachfolger von Martin Klumpp in Stuttgart tätig. Eines seiner ersten Erlebnisse in der Landeshauptstadt: Diebe zerschlagen ihm die Autoscheiben und raffen, was auf der Rückbank liegt, unter anderem seine Aktentasche. Wie lang werden sie gebraucht haben, um zu merken, dass da nichts drin ist, was sie brauchen können, hat sich Mack gefragt und die Straßen abgesucht. In einem Vorgarten in der Nähe findet er tatsächlich seine Tasche wieder. Die muss er der Polizei überlassen, den Inhalt darf er mitnehmen.
Aus seinen Papieren rieselt nach wie vor das Glas in sein Arbeitszimmer. In dem ist extra für ihn neuer Teppichboden verlegt worden, die Wände sind frisch gestrichen. Jetzt riecht es hier, und Ulrich Mack und seiner Sekretärin juckt’s in der Nase und in den Augen. "Alles nicht so schlimm", sagt Mack, er habe die Fenster dauernd offen, und einen Luftreiniger gebe es inzwischen auch.
Ulrich Mack wurde am 20. April 1951 in Heidenheim geboren, er wächst in einer kirchlich aktiven Familie auf. Bereits im Konfirmandenalter steht für ihn fest: Er möchte Pfarrer werden. "Ich hatte Vorbilder", begründet Mack seinen Berufswunsch, vor allem den damaligen Dekan in Heidenheim, Walter Tlach. Außerdem habe ihn die Bibel interessiert, die historischen Zusammenhänge und die Glaubensfragen. Ulrich Mack besteht die Aufnahmeprüfung am Evangelischen Seminar in Maulbronn, lernt Griechisch und Latein, schläft mit 20 anderen Jungen in einem Saal und hat Heimweh. In Blaubeuren geht die Schulausbildung weiter, die Mack als große Bereicherung empfunden hat: eine kulturelle Prägung, die er sonst nicht gehabt hätte.
Es folgt das Studium der Theologie in Tübingen, Heidelberg und Hamburg. Nach der ersten theologischen Dienstprüfung 1976 ist Mack ab 1978 Assistent an der Universität Tübingen. 1984 wird er Pfarrer in Geradstetten, 1989 in Bernhausen. Dekan wolle er nicht werden, hat er noch ein Jahr, bevor er es 1998 schließlich in Freudenstadt wurde, gesagt. Sowohl die Kandidatur für das Bischofsamt im Jahr 2000 als auch jetzt die Entscheidung für das Amt als Prälat seien eine Frage des "Glaubensgehorsams" gewesen, sagt Mack. "Mitchristen in verantwortlichen Positionen" hätten ihn darum gebeten.
Die Tage vor seiner offiziellen Einführung ins Amt nutzt Mack, um Dekanin und Dekane, Pfarrerinnen und Pfarrer in seiner Prälatur zu besuchen und die Mitarbeiter in den kirchlichen Einrichtungen. Seine Hauptaufgabe sieht er darin, die Geistlichen bei der Verkündigung und bei der seelsorgerlichen Arbeit zu unterstützen. Seine wichtigsten Anliegen: die Jugendarbeit fördern, auf sich verändernde spirituelle Bedürfnisse von Menschen eingehen und mit anderen seine Freude an der Bibel teilen.
Dazu gehöre, alternative Gottesdienstformen zu entwickeln. Wenn sich Kirchengemeinden darauf einließen, Gottesdienste auf bestimmte Zielgruppen zuzuschneiden, verändere sich auch der normale Sonntagsgottesdienst. Die Gemeinden würden offener, sagt Mack. "Das Bild, das Menschen von Kirche haben, entscheidet sich in der Gemeinde vor Ort". Und diese konkrete Kirche genieße oft viel Vertrauen, so Macks Erfahrung.
Seit 1996 war Ulrich Mack Mitglied der Landessynode, zuletzt als Vorsitzender des Theologischen Ausschusses. Aufgrund seines neuen Amtes musste er seine Tätigkeit als Synodaler niederlegen. Von 1989 bis 1998 war er Vorsitzender des württembergischen CVJM-Landesverbandes. Er ist Mitglied im Verwaltungsrat der Württembergischen Bibelgesellschaft. Im Sommer wird Mack auch Vorsitzender des Evangelischen Presseverbandes für Württemberg.
Zurzeit pendelt der Vater von vier erwachsenen Kindern noch zwischen Stuttgart und Freudenstadt oder übernachtet in einem Stuttgarter "Zimmerle". Im Sommer zieht er mit seiner Familie in ein eigenes Haus in der Nähe von Stuttgart.
Ulrich Mack wird während eines Gottesdienstes am Sonntag, 5. März, in der Stuttgarter Stiftskirche von Landesbischof Frank Otfried July in sein Amt eingeführt. Musikalisch wirken die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben und das Bläserteam des Evangelischen Jugendwerkes in Württemberg mit. Im Anschluss an den um 10 Uhr beginnenden Gottesdienst findet in der Schlosskirche ein Empfang statt.
Astrid Günther
Druckfähige Bilder von Ulrich Mack sind im Internet zu finden: www.elk-wue.de/aktuell/presse/bildmaterial/praelat-ulrich-mack/
Das Evangelische Jugendwerk in Württemberg (EJW) koordiniert, fördert und gestaltet die evangelische Jugendarbeit in Württemberg. Unser Ziel ist es, junge Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen, ihren Glauben im Alltag zu stärken und sie bei ihrem Engagement für Jugendarbeit und Gesellschaft zu unterstützen. Kurz gesagt: begegnen, begleiten und befähigen. Deshalb unterstützen wir Kinder, Konfirmanden, Jugendliche, Familien und (junge) Erwachsene über unsere sinnstiftenden Arbeitsbereiche, Veranstaltungen, Bildungsangebote und Reisen. Zudem bringen wir die einzelnen Jugendwerke vor Ort sowie in den Bezirken voran. Als größter konfessioneller Jugendverband in Baden-Württemberg bieten wir jährlich circa 306.000 jungen Menschen regelmäßige und circa 462.000 einmalige Angebote. Wir arbeiten selbstständig im Auftrag der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und mit einem großen Netzwerk an Partnern. Mehr über uns erfahren Sie unter www.ejwue.de/ueber-uns/wer-wir-sind/