Dein Einsatz für den Frieden!
Viele kennen Krieg nur aus Erzählungen der (Ur-)Großeltern. Seit den Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten ist er Teil unseres Alltags geworden.
In Äthiopien hat ein zweijähriger Bürgerkrieg viele junge Menschen geprägt. Die Teilnehmer des Friedens-Workcamps, das vom 22. August bis 6. September 2025 beim YMCA Äthiopien stattfindet, setzen sich für den Frieden ein. Eine Gruppe junger Menschen aus Deutschland und aus zwei ehemals verfeindeten Regionen in Äthiopien werden ganz praktisch einen YMCA wieder fit machen für die Jugendarbeit. Dabei bekommen sie einen tiefen Einblick in die Lebenswelt junger Menschen in Äthiopien.
In mehreren Sessions werden sie sich über die Entstehung von Konflikten Gedanken machen und diskutieren, wie konstruktive Lösungen aussehen können. Gemeinsam werden sie Wege suchen, wie sie sich in ihrer Lebenswelt ganz konkret für den Frieden einsetzten können.
Interessiert?
Friedens-Workcamp Äthiopien
22.08. – 06.09.2025
Für junge Erwachsene von 18 – 26 Jahren
Weitere Infos und Anmeldung: Friedens-Workcamp Äthiopien
Zwei Jahre lang tobte im Norden Äthiopiens ein Bürgerkrieg. Der Tigray-Konflikt hat nicht nur Hunderttausende Menschenleben gefordert, sondern auch Hunderttausende in eine Hungersnot gestürzt. Die Welt schaute kaum auf diesen Krieg, die Gewalt und das Leid. Der EJW-Weltdienst, wir konnten nur zusehen – ohne Informationen, ohne Gespräche mit den YMCAs in Tigray. Finanzielle Hilfen konnten nur zu Beginn des Krieges geleistet werden.
Unsere Super-Heldinnen und -Helden spielen in der Frühstücksgeschichte auf dem YMCA-Gelände in Mekele mit. Jeden Morgen gegen sieben Uhr versammeln sich dort immer Kinder, ihre Mütter und ältere Frauen – hungrig nach einer Nacht voller Entbehrungen. In einer Halle auf dem Gelände sitzen die Menschen ruhig und geduldig auf dem Boden und warten auf ihr Frühstück. Für die Kinder gibt es zwei Brötchen und eine Tasse Tee.
Seit mehr als drei Jahren organisiert und verteilt der YMCA dieses Frühstück. Jeden Morgen finden sich etwa zehn ehrenamtliche Helferinnen und Helfer – heute sind das meine Heldinnen und Helden – zusammen, um die Mahlzeiten vorzubereiten und zu verteilen.
Eine von ihnen ist Fitsum. Sie ist Mitte dreißig und betreibt ein kleines Café am Taxibahnhof, sie ist alleinerziehend mit zwei Töchtern. Doch jeden Morgen helfen sie und ihre Tochter Azeema bei der Zubereitung des Tees und der Verteilung der Lebensmittel.
Die Menschen sind unendlich dankbar für diese direkte Hilfe vor Ort. Zwei Brötchen, eine Tasse Tee. „Ohne dieses Frühstück hätten wir die letzten Jahre nicht überlebt“, sagt eine ältere Frau, deren Worte für uns übersetzt werden. Ein Dank, den wir so nicht hören möchten, und doch ist er für die Betroffenen bis heute die Realität.
Während der Kriegsjahre kamen bis zu 500 Menschen zum Frühstück. Heute sind es immer noch zwischen 100 und 150 Menschen, die täglich die Hilfe des YMCA in Anspruch nehmen.
Für uns war diese Heldengeschichte zutiefst bewegend – ein Beweis dafür, was der YMCA mit nur 15 Eurocent pro Frühstück erreichen kann.
Der EJW-Weltdienst unterstützt dieses Frühstücksprojekt weiter – eine immer noch dringend notwendige Hilfe für den YMCA in Mekele.
Spendenkonto
Evangelisches Jugendwerk in Württemberg
EJW-Weltdienst
Evangelische Bank
IBAN: DE24 5206 0410 0400 4054 85
Verwendungszweck: WDETH02 – Nothilfe Äthiopien
Klimawandel – Folgen für Äthiopien
Der Klimawandel stellt eine massive Herausforderung für die Länder des Globalen Südens dar, gerade auch für Äthiopien. Während wohlhabende Länder besser auf die Auswirkungen vorbereitet sind, leidet Äthiopien oft unter Missernten, Naturkatastrophen und wachsender Armut. Diese Herausforderungen sind existenziell, da der Klimawandel die Lebensgrundlagen der Bevölkerung in gefährlicher Weise destabilisiert.
Äthiopiens Wirtschaft ist stark von der Landwirtschaft abhängig. Der Klimawandel verändert jedoch die Regenzeiten und führt zu extremen Wetterereignissen wie Dürre und starken Regenfällen. Dürreperioden in den letzten Jahrzehnten haben immer wieder zu großen Ernteausfällen geführt. Neben der Dürre verursachen heftige Regenfälle auch vermehrt Erdrutsche, zum Teil mit Hunderten von Toten. Erosion und Abholzung erhöhen das Risiko weiter, da sie die Stabilität des Bodens mindern. Diese Katastrophen gefährden die Existenz vieler Familien.
Die Folgen des Klimawandels verschärfen die Armut in Äthiopien zusätzlich. Die landwirtschaftlichen Erträge sinken, die Nahrungsmittelpreise steigen und Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Besonders Kinder leiden unter den Konsequenzen und sind häufig von Unterernährung betroffen, was langfristige Auswirkungen auf ihre körperliche und geistige Entwicklung haben kann. Die Armutsfalle verstärkt sich, da Familien, die bereits in prekären Verhältnissen leben, selten Rücklagen bilden können und staatliche Unterstützung begrenzt ist.
Die klimatischen Veränderungen führen auch zu sozialen und wirtschaftlichen Problemen. Viele Menschen ziehen in die Städte, in der Hoffnung, dort Arbeit und bessere Lebensbedingungen zu finden. Diese Landflucht überlastet die städtischen Infrastrukturen, was zu einer Zunahme von städtischer Armut und Konflikten um Ressourcen führt. Der Wettbewerb um knappe Ressourcen wie Wasser und Land nimmt zu.
Dennoch gibt es in Äthiopien Bemühungen, den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Die Regierung setzt auf Aufforstungsprogramme, die Wiederherstellung degradierter Böden und den Ausbau von Bewässerungssystemen. Diese Projekte zeigen, dass ein langfristiger Ansatz nötig ist, um die Resilienz der Bevölkerung gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken. Trotz aller Bemühungen bleibt internationale Unterstützung unerlässlich, um die schlimmsten Auswirkungen abzufedern.
Lesen Sie mehr über Äthiopien und die Arbeit des YMCA im neuesten Freundesbrief Äthiopien auf Seite 2.
Wenn Sie den Freundesbrief zweimal im Jahr per Post oder Mail erhalten möchten, können Sie diesen hier bestellen: weltdienst@ejwue.de
Lust auf ein „zoom-meeting“ mit äthiopischen und deutschen Teilnehmenden?
Zwischen dem EJW-Weltdienst und dem YMCA Äthiopien finden regelmäßig zoom-meetings statt, um aktuelle Themen zu besprechen. Um auch einen Ort zu haben, wo man sich abseits von geschäftlichen Themen trifft und ins Gespräch kommen kann, möchten wir zoom-meetings ohne feste Tagesordnungspunkte anbieten. Bei den Treffen wird es darum gehen, sich auszutauschen, andere Menschen und eine andere Kultur kennenzulernen. Der Austausch und das Kennenlernen stehen im Vordergrund.
Die Treffen werden jedes Mal ein bisschen anders ablaufen – lasst euch also überraschen.
Ein erster Termin soll bereits Ende 2024 / Anfang 2025 stattfinden.
Wenn du Lust hast, ins Gespräch zu kommen und von unseren Freunden in Äthiopien zu hören, melde dich gerne bei Imke Becker:
imke.becker@ejwue.de
Sobald ein erster Termin steht, werden wir dazu nochmal separat einladen.
Neues Partnerschaftsheft des EJW-Weltdienstes jetzt erschienen
Was ist eigentlich der EJW-Weltdienst?
Was bedeutet „Partnerschaftsarbeit“ und wie verstehen wir unseren Auftrag?
Wo und in welchen Arbeitsfeldern sind unsere Partner aktiv?
Das und vieles mehr soll das neue Partnerschaftsheft „Miteinander eine Welt gestalten“ beantworten.
Das Heft versteht sich als grundlegende Vorstellung des EJW-Weltdienstes – die Projekte werden in Ergänzung zur Homepage www.ejw-weltdienst.de und mit den dort hinterlegten und laufend aktualisierten Projektinformationen („fact sheets“) beworben.
Gerne können Sie das Partnerschaftsheft über das EJW-Weltdienst-Büro bestellen und Interessierten weitergeben:
Mail an weltdienst@ejwue.de oder telefonisch bei Imke Becker 0711 9781-350.
Zum Download:
Miteinander eine Welt gestalten – Partnerschaftsheft
Ein besonderer Reiz der weltweiten Arbeit ist es, immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes in andere Länder und Kulturen hineinschnuppern und -schmecken zu können. Schön ist es, dies gemeinsam mit anderen zu tun, beispielsweise bei den internationalen Kochabenden, die der EJW-Weltdienst in unregelmäßigen Abständen anbietet.
Frank Lutz, Mitglied im Länderausschuss Äthiopien, erzählt von einem Abend mit dem Geschmack und Geruch Äthiopiens:
Ende 2023 lud der EJW-Weltdienst zu einem äthiopischen Kochabend nach Gärtringen ein. Rund 25 Teilnehmer aus allen Altersgruppen folgten der Einladung.
Nach einer kurzen Einweisung und Aufteilung in Teams ging es zuerst mal ans Schnippeln. So wurden Kohl, Karotten, Kartoffeln, Tomaten, Knoblauch und sehr viele Zwiebeln für die fünf geplanten Gerichte zerkleinert. Gekocht wurden Doro Wot, Hühnerfleisch und gekochte Eier in einer scharfen Soße, Key Wot, ein sehr ähnliches Gericht, aber mit Rindfleisch, und Shiro, ein Brei auf Basis von Kichererbsen. Drei Gerichte, die durch die äthiopische Gewürzmischung Berbere ihren typischen Geschmack und auch die typische Schärfe erhalten. Für äthiopische Verhältnisse wurden sie aber in einer eher milden Variante zubereitet. Außerdem wurden noch Gomen, ein äthiopisches Spinatgericht, und Alischa Wot zubereitet, das hauptsächlich aus Kraut, Karotten und Kartoffeln besteht. Zwei eher milde Gerichte.
Nachdem alles vorbereitet war und alles auf dem Herd vor sich hin köchelte, gab es für die Teilnehmenden Informationen über das Land Äthiopien und die dort laufenden Projekte des EJW-Weltdienstes. Zwischenzeitlich bereitete sich dann der typische Geruch Äthiopiens im Gemeindehaus aus.
Nachdem schließlich alles fertig gekocht war, gab es noch eine Einweisung wie die Gerichte ohne Besteck mit den Sauerteigfladen Injera als „Löffel“ gegessen werden. Anschließend konnten sich dann alle selbst vom sehr guten Geschmack der äthiopischen Gerichte überzeugen.
Gerne veranstalten wir auch an Ihrem Ort einen Äthiopischen Kochabend.
Melden Sie sich gerne bei uns, am besten über das Büro des EJW-Weltdienstes: per Mail: weltdienst@ejwue.de, Tel. 0711 9781-350.
Ein internationaler Kochabend mit Gerichten und Informationen aus Palästina findet am 28.06.2024 in der Jugendkirche Stuttgart statt:
Kochabend Palästina – Infos und Anmeldung
Neuer Freundesbrief Äthiopien ist erschienen
Die EJW-Weltdienst-Delegation, die im Oktober nach langer Zeit wieder in die äthiopische Nordregion Tigray reisen konnte, lernte in Adwa eine besondere Wohngemeinschaft kennen: die Geschwister Harayat, Tesfamaryan und Indaragu, drei junge Erwachsene. Der jüngste Bruder, Harayat, ist in der 12. Klasse und bereitet sich gerade auf seinen Schulabschluss vor. Er ist dankbar dafür, dass er über das Straßen- und Waisenkinderprogramm des YMCA unterstützt wird. Dadurch war und ist es ihm möglich, die Schule regelmäßig zu besuchen und sich aufs Lernen zu konzentrieren, da er seine Zeit nicht damit verbringen musste, für seine eigene Versorgung zu sorgen. Sein Ziel ist es, Medizin zu studieren und später als Arzt zu arbeiten.
Auf dem Foto oben sind die Geschwister zusammen mit einem Mitarbeiter des YMCA Adwa sowie Harald Metzger und Annegret Schwarz vom Länderausschuss Äthiopien zu sehen.
Wie der YMCA Adwa während des Krieges Harayat, Tesfamaryan und Indaragu unterstützte und noch weiteres über die drei Geschwister lesen Sie im neu erschienenen Freundesbrief Äthiopien.
Außerdem im neuen Freundesbrief Äthiopien:
– Endlich – Wiedersehen in Adwa und Mekele
– Ausbildung unter Druck
– Frühstücken in Mekele
und weitere Informationen zur aktuellen Lage in Äthiopien.
Wenn Sie den Freundesbrief zweimal im Jahr per Post oder Mail erhalten möchten, schreiben Sie uns gerne: weltdienst@ejwue.de
Von den Begegnungen in Äthiopien haben die Reisenden in einer hybriden Veranstaltung erzählt.
Interessante Einblicke und Erkenntnisse aus dem ehemaligen Bürgerkriegsgebiet gibt es hier:
Eine Reise in ein ehemaliges Kriegsgebiet
Es ist uns etwas flau im Magen, als wir die anstehende Projektreise planen. Zum ersten Mal seit Ausbruch des Bürgerkrieges 2020 besuchen wir die beiden YMCA Mekele und Adwa in der Region Tigray. Der Flug von Addis Abeba nach Mekele dürfte problemlos sein. Weil der Flughafen in Axum beschädigt wurde, erreichen wir Adwa nur mit dem Auto und die Überlandfahrten sind nicht ohne Risiko. Wir freuen uns sehr, die Menschen wieder zu sehen, mit denen wir in Mekele beim Workcamp noch wenige Monate vor Kriegsausbruch Hand in Hand gearbeitet haben. Ebenso sind wir gespannt auf die Begegnungen mit den Straßen- und Waisenkindern im YMCA Children Center Adwa.
Ob es die Sicherheitslage zulässt, bis nach Adwa zu fahren, werden wir erst vor Ort entscheiden können.
Hier werden wir jeden Tag ein kurzes Blitzlicht veröffentlichen – sofern das Internet es zulässt!
Wir freuen uns, wenn ihr uns auf dieser Reise im Gebet begleitet!
Annegret, Frank, Harald, Silas und Valerian
Weitere Eindrücke findest du auf Instagram: @ejw_weltdienst
Von den Erfahrungen der Reise erzählen wir bei einem Reisebericht – online und in Esslingen: https://www.ejw-bildung.de/68717
Freitag, 03.11.2023 – Aus der Hektik in die Stille.
Ein letzter Abend in Addis Abeba. Die Themen sind besprochen und wir machen ein bisschen Sightseeing. Nach dem Aussichtsberg En Toto steht die Kathedrale St. George zum Besuch an – mitten im lebendigen Zentrum der Stadt. Die Anfahrt wird zum Stresstest und die Parkplatzsuche zum Glücksfall.
Endlich auf dem Weg zur Kirche. Um die Kirche herum ein Park mit großen Bäumen. Nach wenigen Metern setzt Stille ein. Wir sehen viele Menschen auf dem großen Platz vor der Kathedrale, viele Frauen in weiße Decken gehüllt. Ein Gottesdienst unter dem Abendhimmel von Addis Abeba. Langsam erreicht uns das Gebet des Priesters und die Gesänge der Menge. Der Frieden umschließt uns und die Hektik des Alltags bleibt hinter uns zurück. Wir hoffen, dass sich auch durch die Kirchen der dringend benötigte Frieden im Land ausbreitet.
Donnerstag, 02.11.2023 – Schneiderinnenausbildung läuft
Zurück in Addis Abeba ging der Weg heute unter anderem ins CCA (YMCA Children Center Addis). Aktuell steht dort die Ausbildung der Schneiderrinnen kurz vor dem Abschluss. Wir konnten uns von der Qualität der Arbeiten überzeugen. Unter anderem werden dort die Stoffe verarbeitet, die wir bei der letzten Projektreise mitgebracht hatten.
Heute findet die Ausbildung auf Industrienähmaschinen statt und nicht mehr an den in Äthiopien weit verbreiteten mit den Füßen angetriebenen Maschinen, damit die angehenden Schneiderinnen neben der Möglichkeit sich selbständig zu machen auch in einer der ansässigen Textilfabriken leicht Arbeit finden können.
Außerdem findet im CCA noch die Ausbildung von Köchinnen und Köchen statt. Die beiden anderen Ausbildungsprogramme des CCA zum Friseur und am Computer können aktuell nicht stattfinden. Die Regierung ändert häufig die Anforderungen an die Ausbildungsstätten, wie z.B. die nötigen Raumgrößen. Der YMCA sucht nach Möglichkeiten möglichst bald wieder aufzunehmen. . (Frank Lutz)
Dienstag, 31.10.23 – Wiedersehen in Adwa
Heute waren wir zu Besuch bei verschiedenen Fosterchildren, die vom YMCA Adwa unterstützt werden. In einem von außen recht groß wirkenden Haus trafen wir den 16-jährigen Naoum an, der dort mit seiner Großmutter lebt und die siebte Klasse besucht. Dieses „große“ Haus war innen allerdings in sechs oder acht kleine fensterlose und stickige Zimmer aufgeteilt, die jeweils von einer Familie bewohnt werden. Bei diesen Zimmern handelt es sich um von der Regierung zur Verfügung gestellte Armenwohnungen, für die die Miete lediglich 50 Birr beträgt.
Irgendwann bemerkten wir, dass wir den beiden vor ungefähr 9 Jahren schon einmal bei einem Besuch begegnet waren. Durch die Unterstützung war es möglich, dass Naoum weiterhin die Schule besucht hat, so dass langfristig die Perspektive besteht, dass er nach einer Ausbildung Arbeit findet und sich und seine Großmutter so selbst versorgen kann. (Frank Lutz)
Montag. 30.10.2023 – Siegerpose
Nach einer langen Überlandfahrt sind wir in Adwa angekommen und haben dort den YMCA angeschaut. Wir haben die untergebrachten Flüchtling auf dem YMCA Gelände getroffen und haben eine kurzweilige Akrobatikaufführung angeschaut. Eine Gruppe von jungen Leuten trainiert in einem der Räume. Dort ist auch das Bild entstanden: Gerade wurde er noch von seinem Kumpanen bei der Partner-Akrobatik durch die Luft gewirbelt und landet dann perfekt nach einem Rückwärtssalto auf einer Matte. Arm raus und fertig ist die Siegerpose.
Dieses Bild war den restlichen Tag in meinem Kopf und meine Gedanken kreisen immer noch darum.
In all dem Leid, von dem wir hören und all den Widrigkeiten, die wir sehen ist für mich die Siegerpose ein Funke der Hoffnung. Ein Symbol für den Glaube an sich selbst, an die Selbstwirksamkeit. Ein Zeichen, dass Veränderung mit den eigenen Händen möglich ist und ein Zeichen für die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden.
Ich haben in den wenigen Tagen hier den YMCA oft als einen Ort gesehen, der den Kinder, Jugendlichen aber auch den Erwachsenen einen Weg zu solchen Siegerposen eröffnet. Egal ob durch das tägliche Frühstück, die Life-Skill-Trainings, der Einsatz für die Fosterchildren oder Business-Support, ich bin mir sicher, dass sich das mit Gottes Zutun vielfältig multipliziert. Erste Früchte davon kann man schon sehen, wenn Familien, die Business-Support erhalten haben, sich im YMCA stark engagieren.
Zum Schluss: Wer am Ende des Tages immer Sieger ist, ist Gott.
Man kann sein Zutun hier sehen 😊. Und heute gehört im ganz besonderer Dank für die Bewahrung auf der Fahrt und Dank und Erstaunen über die schöne Schöpfung, die wir auf der Fahrt anschauen durften. (Wer hiervon Bilder sehen will, muss am 28.11 zum Reisebericht in den CVJM Esslingen kommen 😉)
Grüße Silas
Sonntag, 29.10.2023 – Frühstück
Morgens um sieben beim YMCA Mekele. Rund 100 Kinder sitzen in einer Halle. Teilweise von ihren Müttern oder älteren Geschwistern begleitet. Sie warten geduldig, bis das von den Mitarbeitern vorbereitete Frühstück ausgeteilt wird. Für jedes Kind zwei Brötchen und eine Tasse Tee. Heute dürfen wir als Gäste das Essen verteilen. Kein Schreien und kein Drängeln. Jedes Kind nimmt sich das, was ihm zusteht und sorgt sich auch darum, dass die anderen etwas bekommen. Eine Mutter meinte, dass ihr jüngstes Kind den Krieg nur überlebt hat, weil es hier täglich etwas zu Essen bekommen hat. Falls mal etwas übrig bleibt, dann bekommen auch die Mitarbeiter, hauptsächlich ehrenamtliche, mal etwas ab.
Diese Aktion findet jeden Tag statt. Sieben mal pro Woche. Inzwischen seit zweieinhalb Jahren. Antrieb ist für sie ihr Herz für die Kinder und die Verantwortung für die Menschen in ihrem Umfeld. (Frank Lutz)
Samstag, 28.10.2023 – Business as usual
Mekele. Wenn man durch die Stadt fährt, scheint fast alles normal zu sein. Man kann gar nicht glauben, dass der zwei Jahre andauernde Krieg erst im November 2022 mit einen Waffenstillstand geendet hat. Auch wenn es äußerlich nicht sichtbar ist, hat der tiefe Spuren im Leben der Menschen hinterlassen. Im YMCA Mekele erfahren wir von Yirga, dass in praktisch jedem Haus jemand fehlt. 200.000 junge Menschen in Tigray wurden während dem Krieg an Waffen ausgebildet. Um einige wenige davon kann sich der YMCA kümmern. Kann ihnen Werte vermitteln, damit sie irgendwie mit den Erlebnissen umgehen können. Wenn diese jungen Menschen nicht lernen mit dem Erlebten umzugehen, dann sind sie tickende Zeitbomben (Frank Lutz)
Lagebericht Äthiopien
Ein kurzer Bericht über die aktuelle Situation in Äthiopien.
Frieden und Sicherheit
Das Gefühl von Frieden und Sicherheit verbessert sich langsam. Gleichzeitig ist es jedoch extrem wacklig und es kann jederzeit alles passieren. Die Hauptgesprächsthemen sind die Entwaffnung, Demobilisierung und Wiedereingliederung der Tigray-Streitkräfte (TPLF). Ein Zeichen für die Verbesserung ist, dass viele Hochschulen in der Region Tigray die Vorbereitungen für die Registrierung von Studierenden entweder abgeschlossen haben oder auf dem Weg dazu sind.
Hyperinflation
Die Inflation in Äthiopien wird für immer mehr Menschen zu einem existenzbedrohenden Problem. Offiziell wird von 33,5 % Inflationsrate gesprochen. Die Rate für Lebensmittel liegt bei über 40 %.
Flüchtlinge aus Tigray und dem Sudan
Unmittelbare Folgen der aktuellen Krisen ist ein enormer Zustrom von schutzbedürftigen Menschen aus den Krisenregionen. Aus dem Sudan sind 130.000 Menschen nach Äthiopien geflohen bzw. äthiopische Migranten zurückgekehrt. Zudem kommt es zu Grenzstreitigkeiten mit dem Sudan und zu Unruhen in verschiedenen Regionen Äthiopiens.
Befekadu Bezabih, YMCA Ethiopia
Lesen Sie mehr über die aktuelle Lage in Äthiopien sowie über weitere Themen im neuesten Freundesbrief Äthiopien.
Wenn Sie den Freundesbrief zweimal im Jahr per Post oder Mail erhalten möchten, können Sie diesen hier bestellen: weltdienst@ejwue.de
Guten Tag, Befekadu, herzlich willkommen im YMCA! Erzählen Sie uns doch, was sie bisher gemacht haben.
Befekadu: Nach vielen Jahren in der Mitarbeit und Leitung von verschiedenen sozialen, teilweise internationalen Organisationen bin ich seit Februar 2023 als Generalsekretär des YMCA Äthiopien tätig. Ich bringe viele Erfahrungen in den Bereichen Personalmanagement und Change-Management mit. Ich habe einen Master in globalisation and development, economics and administration. Nach einem 1,5- jährigen Studienaufenthalt in Belgien habe ich mich auf diese Stelle beim YMCA beworben. Ich bin verheiratet und habe drei Kinder im Alter von 4-10 Jahren.
Was hat Sie besonders an der Arbeit im YMCA Äthiopien gereizt?
Befekadu: Ich sehe darin große Chancen, positive Veränderungen vor allem für junge Menschen in Äthiopien zu gestalten und dabei selbst viel zu lernen. Der YMCA ist in Äthiopien eine bekannte und anerkannte Organisation, in der ich mich gerne einbringen möchte. Mein christlicher Hintergrund des YMCA wichtig.
Was waren in den ersten Wochen Ihre Eindrücke beim YMCA Äthiopien?
Befekadu: Einen sehr guten Eindruck habe ich von dem sehr engagierten jungen Mitarbeiter-Team und auch in der Zusammenarbeit mit dem Vorstand. Was ich super finde ist, dass sich viele junge Menschen und auch Frauen einbringen. Es herrscht eine tolle Energie und Kultur, in der eine offene Kommunikation möglich ist und es Raum für Veränderung gibt.
Veränderung zu gestalten ist Ihnen wichtig. Was sind Ihre Ideen für den YMCA Äthiopien?
Befekadu: Wir leben in sehr herausfordernden Zeiten. Viele Menschen in Äthiopien erleben große Nöte. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung enorm, wir haben einen sehr großen Anteil an jungen Menschen im Land. Ein großes Problem ist die Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven. Hier kann der YMCA Veränderung in die Leben von jungen Menschen bringen, vor allem, wenn wir in Ausbildungsmöglichkeiten investieren. Ich sehe in der überregionalen Präsenz des YMCA Äthiopien eine große Chance, auch Menschen in eher ländlichen Gebieten zu erreichen. Eine Aufgabe des YMCA wird es vermehrt sein, weitere Spender, Kooperationen und Ressourcen zu finden, um finanziell besser aufgestellt zu sein.
Was wünschen Sie sich für die Partnerschaft mit dem EJW-Weltdienst?
Persönlich wünsche ich mir eine starke, vertrauensvolle Partnerschaft, in der wir uns gut kennen, ehrlich miteinander sein können und uns gegenseitig unterstützen!
Vielen Dank für das Gespräch, Befekadu. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und wünschen Gottes Segen für Ihre Tätigkeit!
Das Interview führte Annika Wöhrle.