Projektreise Rumänien: Glaube leben, Hoffnung schenken

27.05.2025 | Hans-Joachim Janus, Vorsitzender EJW-Weltdienst

Wunderbare Gastfreundschaft. Herzensbildung und Zukunft für junge Menschen. Gelebte Frömmigkeit.

In der letzten Maiwoche fand eine Projektreise des EJW-Weltdienstes nach Rumänien mit Besuchen in Cluj und im Kloster Piatra Fântânele statt. Schwerpunkte der Reise waren der Ausbau der Partnerschaft, gemeinsame Camps und Projekte und die Begegnung der Klostergemeinschaft mit Pfarrer Cornelius Kuttler, dem Leiter des Evangelischen Jugendwerkes in Württemberg (EJW). Teil der Delegation vom EJW-Weltdienst waren die Ehrenamtlichen Margret Illi, Markus Schleeh und Hans-Joachim Janus sowie die Länderreferentin Andrea Mohn.  

In Cluj empfing Prof. Stefan Iloaie die Gruppe u.a. zu Gesprächen und Begegnungen mit Alexandra Major, ehemals stellvertretende Vorsitzende der studentischen Jugendorganisation ASCOR. Neben einem Besuch in der Kathedralkirche in Cluj, der Krypta und dem Museum stand ein kurzer Stadtrundgang mit Einführung in die Geschichte der Erzdiözese und die orthodoxe Kirche auf dem Programm. Cornelius Kuttler: „Mich hat es berührt zu erleben, wie junge Menschen ihr Frömmigkeit im Alltag der Welt leben – auf dem Weg zur Arbeit den Weg unterbrechen für ein Gebet in der Kirche.“

Im Kloster Piatra Fântânele fand ein festlicher Gottesdienst zu Ehren des Heiligen Constantin und der Heiligen Helena statt. Seit 313 garantierte die Mailänder Vereinbarung Religionsfreiheit, womit auch das zuvor verfolgte Christentum als Religion erlaubte wurde. Cornelius Kuttler dankte in seinem Grußwort im Gottesdienst Priester Gavril und Äbtissin Pamphilia für die langjährige Partnerschaft zwischen Kloster und EJW und die wunderbare Gastfreundschaft, die er erlebt. Mit Psalm 121 wünschte er dem Kloster Gottes Segen für die vielfältige Arbeit und dass ihr „Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit“ behütet sei.

Das Potenzial junger Menschen sehen

Die Delegation bekam eine Führung über das Klostergelände. Äbtissin Pamphilia erläutert die vielfältigen Arbeitsfelder allen voran die Arbeit mit Kindern und jungen Menschen. Seit vielen Jahren unterstützt der EJW-Weltdienst mit dem Projekt „Kurze Beine – kurze Wege“ diese Arbeit. Kindergärten und Grundschulen in den Dörfern wurden geschlossen. Die einzige Bildungschance für die Kinder ist die Schule in Piatra Fântânele. Von den 34 Kindern im Internat des Klosters besuchen 25 täglich dort die Klassen 1 bis 8. Die anderen gehen ins Gymnasium nach Bistritz. Und selbst wenn sie zum Studium in Lași oder Bukarest sind, bleiben sie in der Begleitung und Fürbitte der Nonnen und sind Teil der Klostergemeinschaft. Äbtissin Pamphilia beschreibt Pfarrer Kuttler die Vision ihrer Arbeit: „Wir glauben, dass jedes Kind eine Chance haben soll, sich zu entwickeln und seine Träume und Hoffnungen zu leben. Wir sehen die Schönheit und das Potenzial in diesen Kindern, auch wenn sie aus benachteiligten Verhältnissen kommen. Wir wollen ihnen helfen, zu lernen und in einer Welt zu arbeiten und zu wachsen, die talentierte, intelligente und inspirierende jungen Menschen braucht.“ Herzensbildung gibt den jungen Menschen Zukunft.

Neben dem Internat für Kinder und Jugendliche gibt es im Kloster Piatra Fântânele Werkstätten für Ikonen, eine Schneiderei und eine Stickerei. Gottesdienstliche Gewänder für Diakone und Priester in allen liturgischen Farben werden dort gefertigt und in die ganze Welt verschickt; auf Bestellung gerne auch mit Goldfäden bestickt. Es gibt langjährige gute Beziehungen zwischen der Orthodoxen Erzdiözese in Cluj und der Ukrainischen Orthodoxen Kirche in Czernowitz. Die Materialien für die Ikonen und Gewänder bezieht das Kloster direkt von dort und unterstützt so auch die Produktionsstätten in der Ukraine.

Priester Gavril fuhr die Delegation mit seinem Jeep aus dem Kloster, Baujahr 1969, zu ein paar Familien der Kinder, die im Kloster wohnen und in Piatra Fântânele zur Schule gehen. Abgelegen in den Bergen der Ostkarpaten, erreichbar nur auf Feldwegen und im Winter unter hohem Schnee bedeckt, gibt es für die Kinder keine Möglichkeit, täglich zur Schule zu gelangen. Gastfreundschaft in Rumänien wird großgeschrieben und einladend gelebt. Spontaner Stopp auf dem Weg bei einer Nachbarsfamilie, die die Gruppe zu hausgemachten Getränken, Käse und Brot eingeladen hat. Genauso spontan erlebte die Besuchsgruppe eine kleine Hausführung.

Ausblick auf kommende Projekte

In Gesprächen mit Äbtissin Pamphilia wurden die Projekte der nächsten Monate besprochen: Frauenfreizeit im Sommer 2025, bereits ausgebucht und das nächste Workcamp des EJW-Weltdienst in 2026. Im Erdgeschoss des zweiten Bauabschnitts soll ein Konferenzraum für bis zu 70 Personen inkl. Nebenräumen realisiert werden. Derzeit lagert dort noch das Holz für die Kirche. Zudem sind geplant eine eigene Bäckerei für das Kloster und den Ort Piatra Fântânele, in dem sowohl das liturgische Brot für die Eucharistie wie auch Brot für die Bevölkerung gebacken wird. Dafür müssen Zwischenwände gemauert und Toiletten gebaut werden. Spontan gab es eine erste Probefahrt mit dem Radlader. Ein geplanter Neubau für das Internat scheiterte leider an den horrenden Grundstückspreisen.

Tief beschenkt durch eine wunderbare Gastfreundschaft und gelebte Frömmigkeit verabschiedete sich die Delegation aus dem EJW nach erlebnisreichen Tagen von Äbtissin Pamphilia. Sie bedankte sich sehr herzlich bei Părinte Cornelius (Vater Cornelius, die klassische Ehrerbietung und Anrede in Rumänien für einen Pfarrer) für die große Unterstützung durch das EJW und wünschte der Gruppe für ihre Reise „Doamne ajută!“!

Foto: Priester Gavril und Äbtissin Pamphilia mit der EJW-Delegation in der neuen Klosterkirche in Piatra Fântânele

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