aej regt eine breite, öffentliche Wehrdienstdebatte an und setzt auf starke Freiwilligendienste

02.12.2025 | Martin Weber - Pressestelle der aej

Wehrdienstdebatte darf nicht über die Köpfe junger Menschen hinweg geführt werden

Die geplante Reform des Wehrdienstes wirft weitreichende Fragen für junge Menschen auf. Mit dem Wehrdienstmodernisierungsgesetz (WDModG) ist vorgesehen, dass ab 2026 komplette Jahrgänge angeschrieben und ab 2027 verpflichtend gemustert werden. Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej) beobachtet diese Entwicklungen aufmerksam und betont: Die gesellschaftliche Debatte über die Folgen des Gesetzes muss jetzt geführt werden – und sie darf nicht über die Köpfe junger Menschen hinweg geführt werden. Auch die aej-Mitgliederversammlung 2025, die vom 21. bis 23. November in Plön tagte, hat sich mit dem Thema befasst und die Bedeutung einer breiten öffentlichen Auseinandersetzung hervorgehoben.

Das Gesetzesvorhaben hat bereits jetzt spürbare Auswirkungen: Viele Jugendliche und junge Erwachsene sind verunsichert. Fragen nach persönlicher Zukunft, Gewissensentscheidungen, Alternativen und sozialem Druck stehen im Raum. Gleichzeitig ist die Präsenz von Bundeswehrwerbung im Alltag junger Menschen deutlich gestiegen – in sozialen Medien, an Schulen, im öffentlichen Raum. Dagegen kommen gesellschaftliche Diskussionen über Alternativen, Entscheidungsmöglichkeiten und Belastungen junger Menschen oft zu kurz. Die aej sieht deshalb einen hohen Bedarf, offene Räume für Diskussion, Beratung und Orientierung zu schaffen.

Evangelische Jugendarbeit ist nah an der Lebenswelt junger Menschen. Sie bietet Gesprächskultur, vertraute Ansprechpersonen und einen geschützten sozialen Rahmen, in dem Fragen, Zweifel und Entscheidungen ernst genommen werden. Aus dieser Nähe heraus setzt sich die aej dafür ein, dass junge Menschen mit ihren Perspektiven, Bedürfnissen und Sorgen im Zentrum der öffentlichen Debatte stehen – und dass sie an den politischen Aushandlungsprozessen beteiligt werden.

Darüber hinaus macht die aej deutlich, dass junge Menschen echte Wahlmöglichkeiten brauchen. Die Evangelische Jugend setzt sich seit vielen Jahren für starke, qualitativ hochwertige und auskömmlich finanzierte Freiwilligendienste ein. Diese Angebote ermöglichen jungen Menschen, sich freiwillig zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und gesellschaftliche Erfahrungen zu sammeln – ohne Zwang und ohne sozioökonomischen Druck. Die aej wird sich daher weiterhin dafür einsetzen, dass Freiwilligendienste ausgebaut, gerecht finanziert und gegenüber verpflichtenden Diensten gestärkt werden. Denn wenn Freiwilligendienste nur ein kleines Taschengeld bedeuten und der Wehrdienst gegenüber Einstiegsgehältern überdurchschnittlich gut bezahlt wird, ist Wahlfreiheit insbesondere für junge Menschen aus finanziell belasteten Familien nicht gegeben.

„Junge Menschen dürfen in dieser Debatte nicht übergangen werden“, sagt der aej-Vorsitzende Hansjörg Kopp. „Wenn ganze Jahrgänge angeschrieben oder gemustert werden sollen, braucht es Transparenz, Alternativen und Raum zur eigenen Gewissensbildung. Evangelische Jugendarbeit steht jungen Menschen dabei verlässlich zur Seite – nicht mit Druck, sondern mit Orientierung und professioneller Begleitung.“

„Wir nehmen die Sorgen und Fragen junger Menschen sehr ernst“, ergänzt Dr. Annika Schreiter, Generalsekretärin der aej. „Es geht hier um Lebensentscheidungen, die mit Verantwortung, Unsicherheiten und persönlicher Haltung verbunden sind. Die aej wird Räume schaffen, in denen junge Menschen informiert, beraten und gestärkt werden – unabhängig davon, wie sie sich entscheiden. Dabei bleiben wir klar an ihrer Seite.“

Die aej wird das Thema weiterhin aktiv begleiten und sich an der öffentlichen Debatte beteiligen – mit dem Ziel, junge Menschen zu stärken, zu schützen und ihnen Orientierung zu geben.

Beschluss der 137. aej-Mitgliederversammlung: Wehrdienst – Weckruf!


Die aej vertritt als Dachorganisation die Interessen der Evangelischen Jugend in Deutschland auf Bundesebene. 32 Mitgliedsorganisationen und acht außerordentliche Mitglieder arbeiten hier zusammen. Unter dem Leitbild Orientierung an Christus – Vielfalt als Chance – Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen prägt Evangelische Jugend den persönlichen Glauben an Gott, verwirklicht Gerechtigkeit zwischen Menschen, Geschlechtern und Generationen und zeigt Wege in eine Welt voller Vielfalt auf. Evangelische Jugend schafft Räume für die Partizipation junger Menschen in Kirche, Politik und Gesellschaft und beteiligt sich an allen Entscheidungen, die junge Menschen betreffen.

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